Der Orden
Im Jahr 1098 gründete der Benediktiner-Abt Robert von Molesme gemeinsam mit weiteren Mönchen den Reformorden der Zisterzienser. Namensgebend war der Ort ihrer Zusammenkunft, das burgundische Citeaux. Auslöser war ihr gemeinsamer Wunsch nach Rückkehr zur einfachen klösterlichen Lebenweise. Die benediktinische Regel „ora et labora“ – bete und arbeite – sollte in Abgeschiedenheit und Ruhe wieder in den Vordergrund treten, die Klosterinsassen von ihrer eigenen Hände Arbeit leben. Das Streben nach Askese und Bescheidenheit wurde zum Mittelpunkt ihres Daseins.
Zur führenden Figur des Reformordens und prägenden Gestalt seiner Zeit wurde bald Bernhard von Clairvaux (1090/91-1153). Bereits 1115 wurde er Abt des neu errichteten Klosters Clairvaux und trug maßgeblich zur Verbreitung des Zisterzienserordens über ganz Europa bei. Sowohl in religiöser als auch in wirtschaftlicher Hinsicht prägte er dessen Entwicklung nachhaltig.
Die sogenannte Carta Caritatis führte zu großer Einheitlichkeit im Klosterleben der Zisterzienser: „Una caritate, una regula, similibusque vivamus moribus“ – Wir wollen in der einen Liebe, unter der einen Regel und nach denselben Bräuchen leben. Nicht nur das klar geregelte Alltagsleben, sondern die für die damalige Zeit innovative, einmalige Organisationstruktur trugen zum überragenden wirtschaftlichen Erfolg der Zisterzienser bei. Regelmäßige Zusammenkünfte stärkten die Verbundenheit und so entstand das erste europäische Netzwerk. Die Verbreitung technischer und landwirtschaftlicher Innovationen sowie Anbaukulturen ist auf die Zisterzienser zurückzuführen.
Bis zum Tod Bernhard von Clairvaux zählte der Orden fast 350 Zisterzen. In den folgenden einhundert Jahren wurden durch die Gründung von Tochterklöstern, der sogenannten Filiation, weitere rund 300 Klöster gegründet. Auf dem Höhepunkt ihrer Ausbreitung gab es über 700 Klöster in ganz Europa.
Nach anfänglicher Expansion des Ordens im 12. Jahrhundert, stagnierte dessen Ausdehnung bereits im folgenden Jahrhundert. Der wirtschaftliche Erfolg und damit einhergehender Reichtum veränderte ebenfalls den Lebensstil. Die strenge Auslegung der Benediktinerregel trat in den Hintergrund, gewonnener Reichtum und der Wunsch nach Repräsentation spiegeln sich in den imposanten Barockbauten wieder.
Im Zuge der umfassenden Säkularisation ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurden viele Klöster enteignet. Das weltweit älteste noch bestehende Zisterzienserkloster ist das 1129 gegründete Stift Rein.