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Die benediktinischen Regeln zur Klosteranlage

Die Anlage der Klöster und die Gestaltung der umgebenden Landschaft durch die Zisterzienser erfolgte nach immer gleichen Prinzipien. Besiedelt wurden karge Gegenden nahe eines Fließgewässers, die erst urbar gemacht werden mussten. Mühlen, Teiche und Wirtschaftshöfe, Wälder zur Holzgewinnung und geeignete Bereiche für Obst- und Weinbau wurden nach klar vorgegebenen Regeln angelegt.

Regula Benedicti 66,6: „Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können.“

Im Gegensatz zu den Benediktinern, die ihre Klöster bevorzugt auf einem Berg bauten, suchten die Zisterziensern wasserreiche Täler für den Betrieb von Mühlen und zur Fischzucht. Häufig fanden sich in der Nähe Steinbrüche, um das benötigte Baumaterial für den großen Baukörper heranzuschaffen.

Die Landschaft um das ehemalige Zisterziensernonnenkloster Birkenfeld im Aischtal vor der sogenannten Hutsbergpforte ist ein schönes Beispiel der jahrhundertelang betriebenen Landschaftsgestaltung der Zisterzienser.

Ehemaliger Anbaubereich am Hutsberg

Hutsberg

Für das Kloster Birkenfeld waren die Hänge des Hutsbergs mit ihrer südlichen Ausrichtung optimal für die Anlage von Weinbergen sowie zum Obstanbau. Der „Weingarten am Hutzberg“ ist bereits für das 14. Jhd. belegt. Ein Wirtschaftsweg führte vom Kloster in südöstlicher Richtung über die Wiesen und Felder bis zu den Weihern am Schweinebach. Von dort ging es dann durch die heute noch bestehende und landwirtschaftlich genutzte Furt am Schweinebach, die der Zugang zum Anbaubereich war.

Die Anlage von Terrassen zum Anbau wurde von Zisterziensern systematisch gefördert und über Europa verbreitet. Die für das Kloster Birkenfeld angelegten Terrassen am Hutsberg sind auf dem Geländerelief des Bayernatlas noch gut sichtbar.

Terrassen am Hutsberg im Bayernatlas

Nach Aufgabe des Klosters wurde der Weinbau aufgrund der klimatischen Bedinungen bald unrentabel. Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges wurde er daher nicht wieder aufgenommen. Ab den 1630er Jahren sind dann Hopfengärten am Hutsberg belegt, der sich bis zum Ende des 19. Jhd. in zum Teil großem Stil fortsetzte. Vollständig zum Erliegen kam er dann jedoch Anfang des 20. Jhd.. Die Nutzung als Streuobstwiese erfolgt in Teilen bis heute.

Hutsberg

Wein- und Obstbau

Obwohl der Genuss von Wein den asketischen Zisterziensern anfangs verboten war, war dessen Anbau ein wichtiger Bestandteil klösterlichen Lebens. Als Messwein, zur Krankenpflege und für die Bewirtung von Gästen kam er ständig zum Einsatz. Als wichtiges Handelsgut war er außerdem eine willkommene Einkommensquelle, sodass die Kunst des Weinbaus und damit die Qualität des Weins ständig verbessert wurde.

Der Anbau und Zucht von verschiedenen Obstbäumen spielte für die Zisterzienser ebenfalls eine große Rolle. Auch deren Ertrag wurde sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Verkauf in ihren Stadthöfen genutzt.

Viele ihrer Obst- und Rebenzüchtungen, wie der Borsdorfer Apfel oder die Silvanerrebe, verbreiteten sich mittels der gut vernetzten Klöster in ganz Europa.

Ein Jahrtausend Teichwirtschaft im Aischgrund

Um den Bedarf an Fisch während der mehr als 150 mittelalterlichen Fastentage im Jahr zu decken, betrieben die Klöster groß angelegte Fischzucht. Über den Eigenbedarf hinaus war Fisch ein äußerst gewinnträchtiges Handelsgut. Die Nutzung bestehender Teiche sowie Neuanlagen wurde daher intensiv vorangetrieben. Neben anderen Fischarten wurde nicht zuletzt der Karpfen zum Leitfisch klösterlicher Teichwirtschaft.

Die ehemalige Weiherkette im Schweinebachtal zeugt von einer planmäßig umgesetzten Landschaftsgestaltung, die unter anderem die Verlegung des natürlichen Bachlaufs von der Talmitte an den erhöhten Talrand zufolge hatte. Dieser Eingriff ist bis heute ebenso sichtbar wie die Umrisse der ehemaligen Weiher, die als Absenkung des Bodens deutlich werden. Im Frühjahr lässt dunkler Bewuchs am ehemaligen Weiherboden diesen auch optisch wiedererstehen. Auf dem Urkataster aus dem 19. Jhd. finden sich noch die alten Bezeichnungen wie „Baumannsweiher“ und „Herdingsweiher“ für die Wiesengrundstücke, die auf die Namen ihrer ehemaligen Besitzer hindeuten.

Ehemalige Weiherkette am Schweinebach

Das Geländerelief im Bayernatlas

Ein Blick in die Vergangenheit! Der Bayernatlas bietet Möglichkeiten, historische Spuren im Boden sichtbar zu machen. Die Landschaftsgestaltung der Zisterzienser ist im Geländerelief gut zu erkennen. Er zeigt deutlich die Umrisse der ehemaligen Weiher mit Weiherdamm, über den heute der Wanderweg verläuft. Auch das ehemalige Bachbett, das später als Entwässerungsgraben genutzt wurde, lässt sich noch erahnen.

Zum Geländerelief im Bayernatlas


Der Aischgründer Spiegelkarpfen

Der im Gegensatz zur Wildform hochrückige und Schuppenarme Aischgründer Spiegelkarpfen ist eine Besonderheit der Region. In den Monaten mit „R“ wird er zumeist gebacken, aber auch in vielen anderen Schmackhaften Variationen serviert.

Das Aischgründer Karpfenmuseum

Mehr Informationen über die tausendjährige Tradition der Karpfenteichwirtschaft im Aischgrund finden Sie im Aischgründer Karpfenmuseum!

Museen im Alten Schloss

Der Weiherhof

Der in fußläufiger Entfernung westlich vom Kloster Birkenfeld gelegene Wirtschaftshof (Grangie) Weiherhof wurde vermutlich zur gleichen Zeit wie die Weiher angelegt. Er diente nicht nur deren Bewirtschaftung, sondern nachweislich ebenfalls zur Schafzucht. Grangien waren für die Zisterzienser wichtig, um die Eigenversorgung sicherzustellen und Güter für ihre ausgedehnten Handelsbeziehungen zu erzeugen.

Holz und Handel

Laut Ordensregel mussten die Zisterzienser von ihrer Hände Arbeit leben. Daher durften sie ihre Besitztümer bewirtschaften und betrieben Ackerbau und Viehzucht. Zunächst geschah dies nur zum Eigengebrauch, doch mit der Zeit führte die Kombination aus ländlicher Produktion und städtischer Vermarktung zu wirtschaftlichem Aufschwung. Zur Vermarktung der Erzeugnisse dienten Stadthöfe in Neustadt und zeitweise auch in Nürnberg.

Besonders aus Wäldern ließ sich auf großer Fläche mit geringem Aufwand hohe Einkünfte erzielen. Im Gegensatz zu heute dehnte sich südöstlich von Birkenfeld damals ein dichter Klosterwald vom Ellenberg bis nach Markt Erlbach aus. Dies war jedoch nur ein Teil des ausgedehnten Klosterbesitzes, der sich überwiegend im südlichen Steigerwald und auf der Frankehöhe befand.

Symbole des Glaubens

Zwei Kapellen sind für die Klosterlandschaft Birkenfeld nachgewiesen. Eine davon befand sich auf dem Ellenberg. Funde von Mauerresten in jüngerer Zeit deuten auf einen möglichen Standort am nördlichen Rand des großen Feldes hin. Auch Flurbezeichnungen auf dem Urkataster wie „Kirchbuck“ oder „Kapelläcker“ untermauern den Standort auf dem Ellenberg.

Im rund sieben Kilometer südöstlich von Birkenfeld entfernten Rennhofen befindet sich die Kapelle St. Margaretha. Sie wurde Mitte des 15. Jhd. vermutlich als Stiftung von der Äbtissin Margareta von Seckendorff-Rinhofen errichtet. Zur St. Margarethen-Kapelle fanden auch nach der Reformation noch Wallfahrten statt.

St. Margaretha | Rennhofen